Elektrostimulation ermöglicht Tretbewegung – erstes FES-Cycling-Rennen in Wien

Medaillen, viel Applaus, Kopf an Kopf-Rennen, eine Siegerehrung – wer hätte das gedacht, vor 30 Jahren, als die IFFES gegründet wurde? Funktionelle Elektrostimulation, mittels Klebeelektroden an der vorder- und rückseitigen Oberschenkelmuskulatur angebracht, eingesetzt in einem internationalen FES-Fahrradbewerb, bei Wind und Wetter auf Asphalt. Das Rennen war einer der Höhepunkte des 15th Vienna International Workshop on FES, der im September in Wien statt gefunden hat und bei dem auch 30 Jahre IFESS (International Functional Electrical Stimulation Society) gefeiert wurde.

Während Felix Schuhfried in Wien seit 1947 gemeinsam mit Prof. Hans Jantsch an der Entwicklung von Stimulatoren und Elektroden gearbeitet hat, die über die Haut Muskel und Nerven erreichen, also von außen Bewegung impulsieren, arbeitete Stanley Salmons in Großbritannien an implantierbaren Geräten, weil Affen Elektroden von der Haut runterkletzeln würden … . Mittlerweile sind beide Varianten millionenfach bewährt und werden mit unterschiedlichen Zielen eingesetzt: Vom Stimulator RISE zur Aktivierung denervierter Muskulatur bis hin zum implantierten Atemstimulator.

Grundsätzlich kann jeder der mehr als 650 Bewegungsmuskel des Menschen durch Stimulation zur Anspannung gebracht werden. Das Ziel ist immer, die Lebensqualität eines Patienten zu verbessern.

Beim implantierten Atemstimulator ist gegenüber externen Beatmungsgeräten der Vorteil, dass der Patient frei sprechen kann, Mund- und Gesichtsbewegungen nicht beeinträchtigt sind.

Konsequente Therapie mit dem Stimulator RISE ermöglicht den Aufbau eines Muskelpolsters auch bei einem dauerhaften Querschnitt. Der entlastet im Sitzen und Liegen, beugt Dekubitus vor und verbessert Aussehen und soziale Interaktion. Erhalt des Muskels trotz Denervierung ist weiters notwendig, um nach einer Nervendurchtrennung oder Nerventransplantation eine erfolgreiche Bewegungssteuerung zu erreichen sowie immer dann, wenn Reinervation möglich erscheint.

Aktuell geforscht wird an der Möglichkeit, mit Stimulation der Bauchmuskulatur eine Beschleunigung der überlangen Verweildauer von Nahrung im Darm von Menschen mit Querschnitt zu verkürzen.

Insgesamt ist funktionelle Elektrostimulation als sichere, kostengünstige, bewegungs- und resilienzfördernde Maßnahme für viele Indikationen von Schlaganfall bis Trauma gut belegt, ihr Bekanntheitsgrad liegt allerdings weit hinter den tatsächlichen Möglichkeiten.

„What have we achieved, where are we going, and what do we need for a future that is successful for patients?“, war die Fragestellung der abschließenden Podiumsdiskussion des Kongresses in Wien, bei dem Schuhfried-Mitarbeiterin Barbara Chaloupek die Patientensicht vertreten und die Möglichkeiten der Heimtherapie bei Dr. Schuhfried Medizintechnik präsentiert hat. Zentrale Aufgabe sieht die IFESS in der Zukunft im Wissenstransfer an medizinische Fachpersonen.

Der nächste Kurs findet hybrid und in Nottwil/CH statt:

Wirkungsmechanismen der Elektrostimulation im Zusammenspiel von Physiologie und Technik – Schritt für Schritt zur klinischen Anwendung

Datum: 21. + 22. November 2025

Zielpublikum:
– Ärztinnen und Ärzte, die im Bereich Neurologie, Orthopädie, Rehabilitation oder Pädiatrie tätig sind
– Fachpersonen aus den Bereichen: Physio- und Ergotherapie, Bewegungswissenschaften, sowie Neurologie, Orthopädie und Pädiatrie, die in der Klinik und Praxis Patientinnen und Patienten behandeln mit Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems, bei denen eine Behandlung mit Elektrostimulation in Betracht gezogen wird

Kurssprache: Englisch

Credits: 12 SGPMR Credits

Programm, Anmeldung und weitere Informationen finden Sie hier.