Es gibt an die 900.000 Polyneuropathie-Betroffene in Österreich. Dabei sind es oft nicht motorische Ausfälle sondern sensible Defizite, die unmittelbar oder als Folgewirkung (verändertes Gangbild) die Lebensqualität beeinträchtigen.

Diese sensiblen Defizite fallen meist länger nicht auf, da der Abbau schleichend passiert. Sie sind oft auch nicht in der Nervenleitgeschwindigkeitsmessung sichtbar (smal fibre Neuropathien).

Im Gespräch unter Betroffenen merke ich als Peer, wie erleichtert die Menschen sind, wenn auch diese sensiblen Defizite besprochen werden. Dabei ist es oft gar nicht so einfach, die richtigen Worte zu finden…

So beschreiben Betroffene Ihre Beschwerden:

Hände/Griffsicherheit

  • Mir rutscht oft was aus den Händen
  • Ich kann keine Nadel halten
  • Wenn ich den Kühlschrank greife und nach einem Glas greifen will – das geht nicht
  • Die Kapsel der Getränkeflasche hüpft weg nach dem Aufdrehen
  • Zum Greifen kriege ich die Finger einfach nicht rund, die sperren irgendwie

Hände und/oder Schienbeine, Füße…

  • Wenn mich wer berührt (Schienbeine, Fußrücken, Handrücken) spüre ich zwar die Berührung aber es ist, als wär nichts darunter
  • Ich kann Berührung an gewissen Stellen gar nicht mehr wahrnehmen
  • Ich spüre nicht, ob die Wäsche auf der Wäscheleine nass oder trocken ist
  • Ich spüre nicht, ob Wasser, in das ich meine Hand/meinen Fuß eintauche, heiß oder kalt ist
  • Ich habe eine deutliche Taubheit in den obersten Fingergliedern oder Zehen

Füße/Unterschenkel

  • Meine Hobbit-Füße…
  • Manchmal kribbelt oder brennt es unter der Haut, als würden Ameisen darunter laufen
  • Es fühlt sich an wie ein enger Ring oberhalb des Knöchels und die Beine sind unterhalb des Knies sind gatschig, undeffinierbar, wolkig, kalt, eingeeist, wie nicht vorhanden
  • Meine Füße sind wie quergestreift
  • Berührung oder Stiche an den Zehen oder Füßen spüre ich nicht
  • Das Duschwasser fühlt sich oberhalb von (Knie, Knöchel) anders warm an als darunter
  • Ich spüre nicht, ob meine Füße zugedeckt sind
  • Meine Füße sind klamm und eisig kalt, obwohl es 32 Grad hat
  • Meine Füße fühlen sich eiskalt an aber wenn ich hingreife sind sie eh warm
  • Die Füße gehören gar nicht mehr zu mir, sind taub oder wie in zu enge Skischuhe eingeschnürt
  • Wenn ich die große Zehe oder den Vorfuß anheben will muss ich mich ziemlich anstrengen
  • Beim Gehen fühle ich mich nicht mehr so sicher
  • Wenn ich vom Sitzen aufstehe muss ich erst ausbalancieren, bevor ich losgehen kann
  • Manchmal sieht es wie besoffen aus, wenn ich gehe

Der Untergrund

  • Ich gehe wie auf Schaumstoff
  • Manchmal fühlt es sich an, als hätte ich Schwämme oder etwas Wabbeliges unter den Füßen

 

Angehörige oder Pflegekräfte könnten sehen:

Beim Gehen und Stiegen steigen:
Das Tempo wird langsamer, die Schrittlänge ist verkürzt
Der Vorfuß bleibt hängen oder hängt leicht schräg herunter
Beim Steigen einer (auch niedrigen) Stufe oder um durch eine Tür zu gehen wird Halt am Türrahmen oder der Wand gesucht (Einbeinphase verkürzt, wackelig)
Die Schulter, Hand oder Nacken spannen beim Gehen, um den Oberkörper zu stabilisieren
Die Hand oder Hüfte sucht unbewusst einen 3. Stützpunkt (Wand, Küchentheke, Autodach …)
Auf weichem Untergrund, im Schotter oder auf Kopfsteinpflaster wird das Gehen deutlich mühsamer, evt. hält die betroffene Person auch die Luft dabei an oder die Schulter verspannt sich

Beim Begrüßungsbussi:
Gewichtsverlagerung wird vermieden oder geht mit einer kurzen Unsicherheit einher, Evt. wird Halt an der Schulter des Gegenübers gesucht bevor der Oberkörper nach vor geht.

Beim Greifen:
Die vorderen Fingerglieder runden sich nicht, der kleine Finger bleibt weg gestreckt zB beim Halten einer Taste.
Eventuell bleiben die Finger durchgestreckt, der Gegenstand wird mit den Fingerseiten und nicht den Fingerkuppen fixiert.
Die Schrift wird krakeliger und größer.
„Bitte schalte um“ statt der Griff zur Fernbedienung.

Mit der Hochtontherapie gibt es gute Chancen auf Verbesserung, auch bei diesen Symptomen. Für die Behandlung der Hände gibt es mehrere Möglichkeiten, siehe PDF als Download

Barbara Chaloupek, Peer Polyneuropathie Dr. Schuhfried Medizintechnik

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